Gewaltfreie Kommunikation

Was ist GFK?

Die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) ist ein Kommunikations- und Konfliktlösungsprozess, der in den 1960er Jahren vom amerikanischen Psychologen Marshall B. Rosenberg entwickelt wurde. Beeinflusst war Rosenbergs Arbeit u. a. von Carl Rogers, der die humanistische, klientenzentrierte Gesprächstherapie entwickelte und von Gandhis Philosophie der Gewaltlosigkeit. Ziel der GFK ist es, auf Augenhöhe zu kommunizieren und Verbundenheit und mitfühlendes Handeln im Miteinander zu inspirieren.  Ihre dahinterliegende Vision ist es, eine Welt zu schaffen, in der die Bedürfnisse aller zählen und respektiert werden und wir Lösungen finden, um sie zu erfüllen, die nicht auf jemandes Kosten gehen. Dahinter steht die Überzeugung, dass genug für alle da ist.

Die GFK unterstützt darin, mit sich selbst und anderen in einen empathischen Austausch zu treten und im sozialen Miteinander gleichwertig die Anliegen aller Beteiligten zu berücksichtigen und zufriedenstellende Lösungen zu finden. Dabei wird die gemeinsame Menschlichkeit in Form unserer aller Bedürfnisse in den Mittelpunkt gestellt.  Denn eine Grundannahme der GFK ist es, dass alles, was ein Mensch tut, ist ein Versuch ist, eigene Bedürfnisse zu erfüllen. Somit ist auch jegliche Form von Gewalt ein tragischer Ausdruck unerfüllter Bedürfnisse.

Rosenberg ging dabei davon aus, dass unsere Sprache als Ausdruck unserer Denkgewohnheiten eine zentrale Bedeutung bei der Entstehung von Gewalt sowie für den Zugang zu Empathie und Mitgefühl spielt.

Der Gesprächsprozess

 Im von Marshall Rosenberg entwickelten Gesprächsprozess wird deshalb die Aufmerksamkeit auf die Fakten, die zugrundeliegenden Bedürfnisse, die ausgelösten Gefühle und die konkret umsetzbaren Schritte zur Veränderung der Situation gelenkt. Dieser Prozess hilft zu klären, was Unstimmigkeiten und Konflikten wirklich zugrunde liegt. Gleichzeitig wird die Freiheit, Selbstbestimmung und Wertschätzung jeder beteiligten Person im Blick gehalten. So kann eine wohlwollende und kooperative Grundhaltung entstehen.

Die Grundideen- und Haltung der GFK sind dabei nichts Neues, einzigartig ist ihre konkrete Umsetzung in ein einfaches, systematisches und erlernbares sprachliches Modell- das Modell der 4 Schritte. Dieses dient als orientierende Landkarte für Selbsteinfühlung, authentischen Selbstausdruck und einfühlensames Zuhören.

  1. Beobachtung (versus eigenen Bewertungen und Interpretationen)
  2. Gefühl (versus Gedanken/ Pseudogefühle)
  3. Bedürfnis (versus Handlungsstrategien)
  4. Bitte oder Handlung (versus Forderung)

 

Wobei kann dich die GFK unterstützen?

Die Gewaltfreie Kommunikation gibt Dir konkrete und erlernbare Werkzeuge in die Hand, die Dich dabei unterstützen:

- Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken, ohne Deine GesprächspartnerInnen zu beschuldigen oder zu kritisieren;
- Bitten klar zu formulieren, ohne anderen zu drohen, sie zu manipulieren oder zu erpressen;
- Vorwürfe, Kritik und Forderungen nicht persönlich zu nehmen, sondern durch mitfühlendes Hören zu klären, welche unerfüllten Bedürfnisse dahinter stehen;
- eigene Anliegen kraftvoll auszudrücken, ohne die Beziehung zum Anderen zu gefährden - und somit die Chance zu erhöhen, das zu bekommen, was wir wirklich wollen
- dir selbst und anderen mit mehr Verständnis und Mitgefühl zu begegnen
- dir deiner eigenen Bedürfnisse und Anliegen bewusst zu werden, sie ernst zu nehmen und besser für dich zu selbst zu sorgen
- dich klarer auszudrücken, so dass du mehr Verständnis und Wohlwollen von anderen für deine Anliegen bekommen kannst
- einen Umgang mit Wut und Aggression zu finden, der dich tiefer mit dir selbst verbindet
- mehr Erfüllung, Freude und Verbundenheit in Beziehungen zu erleben
- Dankbarkeit im Leben zu kultivieren

Wie lässt sich GFK lernen?

Die Methode der GFK an sich ist simpel und klar, ihre Umsetzung allerdings alles andere als einfach, denn unsere Verhaltens- und Denkmuster sind lange eingeübt und in unsere Gehirne plastisch eingeschrieben.

Am besten lernen wir durch eigene Erfahrung. Es braucht also ein erfahrungsbasiertes, umfassendes Verständnis der Grundlagen der GFK, um  in selbstständigen Lernschritten im Alltag weitergehen zu können. Deshalb empfehle ich ein als Einstieg ein mindestens 2-tägiges Einführungsseminar. Dieses bietet sowohl einen theoretischen Rahmen als auch weitreichende praktische Übungsmöglichkeiten, die neue Wege in uns bahnen.

GFK kann sich anfühlen, wie eine ganz neue Sprache zu lernen. Da Verständnis allein leider oft nicht reicht und unser Veränderungswille und Inspiration oft zu kurzlebig sind, um unsere Muster dauerhaft zu verändern, kann es hilfreich sein, die GFK immer wieder bewusst zu üben. Hierzu bieten sich Übungsgruppen an, bei denen man mit anderen GFK-Praktizierenden zusammenkommt, sich austauscht und gegenseitig Empathie gibt und an eigenen Alltagssituationen praktisch übt. Angebote für Übungsgruppen gibt es deutschlandweit.